Dank ihrem neuen Erweiterungsbau funktioniert die Regionale Schule
Pellenz in Plaidt jetzt auch als Ganztagsschule. Der flache Quader um-
fasst eine Mensa sowie eine Aula für Musik- und Theateraufführungen.
Die Schule will künftig mehr sein als nur ein Lernort; sie will auch das
Zusammenleben von Lehrern und Schülern fördern.
Die für eine Ganztagsschule wichtige Funktion des Neubaus spiegelt sich
in seiner zentralen Positionierung auf dem Schulhof wider. Das kom-
pakte Volumen ergibt sich aus den unterschiedlichen Anforderungen an
das "Haus der Gemeinschaft" als Zentrum neuer schulischer Aktivitäten.
Schützender Treffpunkt
Bestimmende Materialien sind Holz und sandgestrahlter Sichtbeton.
Dieser stellt einen Bezug zum Altbau her, der in Stahlbeton-Skelett-
bauweise errichtet wurde. Die lichtdurchfluteten Innenräume des Neu-
baus sind mit bündig verschraubten Sperrholzplatten aus Birke aus-
gekleidet. Die dadurch vermittelte Atmosphäre macht Schule zu einem
anheimelnden Ort.
Auffallend sind die tiefen Holzlaibungen und -gewände, welche den
Eingang und die Fenster der Mensa betonen. Im Vestibül des Eingangs
schaffen sie einen schützenden Treffpunkt für die Schüler auf der
Schwelle zwischen Innen und Außen.
I. ...................................................
"Ein Schulgebäude muss mehr sein
als eine Aneinanderreihung von
Klassenräumen. Vielmehr soll die
Architektur ihre soziale Funktion
erfüllen, Treffpunkt werden in einer
städtischen Umgebung, deren
Lebensraum in der Vergangenheit
durch Fabriken und Industrie-
anlagen weitgehend zerstört
wurde."
Christoph Parade, Architekt der
Gesamtschule Barmen in Wuppertal,
die mit dem Deutschen Schulpreis 2015
ausgezeichnet wurde
II. ..................................................
"Schon die bauliche und räumliche
Gestaltung einer Kindertagesstätte
oder Schulmensa ist bedeutsam
und mit großer Verantwortung ver-
bunden. Architektur prägt bereits
Heranwachsende tief und nach-
haltig - das gilt bedauerlicherweise
auch für beliebige oder unbedachte
Architektur." Gaus Architekten
Gebauter Akteur
Was für den Glauben gilt, dass er ein geeignetes Haus braucht, gilt für
jede menschliche, auch schulische Aktivität - die Architektur muss
passen, im Fall einer Schule: mehr sein "als eine Aneinanderreihung
von Klassenräumen" (Parade). Nur dann ist sie gelungene Architektur.
Gelungen ist, was uns dazu ermuntert, ebenfalls zu gelingen, unser
Potential, als Schüler wie als Sozialwesen, zu heben. Nach Eltern und
Lehrern sind Gebäude unsere dritte Hebamme. Gute Architektur ist
nicht nur Kulisse; sie ist aktiv, sie ist ein Lebensmittel.
Kunst fördert Kunst
Die Regionale Schule in Plaidt vereint Ästhetik und Zweckmäßigkeit zu
einer idealen Normalität. Ideale Normalität tritt ein, wenn ein Bau, der
ist, was er sein kann, nämlich Baukunst, auch seine Nutzer dazu bringt,
die zu sein, die sie sein können. Oder wenn ein Mensch, der geworden
ist, was er sein kann, einen Bau schafft, der ebenfalls wird, was er sein
kann, nämlich Baukunst. Ideale Normalität bedeutet, dass die Kunst des
Bauens die Kunst des Lebens und die Kunst des Lebens die Kunst des
Bauens fördert.