Steinskulpturen-Museum, Bad Münster am Stein
Architekt: Tadao Ando (Osaka)
Bauzeit: 2008-2010
Architekturen // Steinmuseum
Bücherei der Naturgeschichte
"In den Steinen ist die Erinnerung der Zeit."
Das unlängst eröffnete Steinskulpturen-Museum der Fondation Kubach-Wilmsen am
Südrand des Hunsrücks ist eine Stiftung der Bildhauer Anna Kubach-Wilmsen und
Wolfgang Kubach. Sie brachten 65 Steinskulpturen ein und stellten rund 15.000 Qua-
dratmeter Gelände für den das Museum umgebenden Skulpturenpark zur Verfügung.
Wolfgang Kubach erlebte die Eröffnung nicht mehr; er starb 2007.
Fachwerk mit Beton vermählt
Als Architekten für das Museum gewannen die Künstler den berühmten japanischen
Baumeister Tadao Ando. Die Architektur des Pritzker-Preisträgers ist durch einen
konsequenten Minimalismus gekennzeichnet. Beim Skulpturenmuseum kombinierte
er erstmals sein bevorzugtes Material, feinen Sichtbeton, mit der Rekonstruktion einer
translozierten Fachwerkscheune aus dem achtzehnten Jahrhundert. Diese ließ er in ihrer
regionaltypischen Bauweise mit Eichenfachwerk, verputzten Lehmwänden und Schiefer-
dach neu aufbauen. Ein hinzugefügtes Zwischengeschoss und große Fenster "verwan-
deln das ehemals geschlossene Interieur in einen lichtdurchfluteten Raum, der offen
ist zur Natur" (Tadao Ando).
In diesem "Buch" lässt sich lesen: Die Kubachs
nutzten den Stein nicht nur als Material ihrer
Kunst, sie machten ihn zum Thema ihrer Kunst.
Rhythmische Blickbeziehungen
Das Ausstellungsgebäude ist von freistehenden Mauern aus Sichtbeton umgeben.
Rhythmisch in die Außenmauern eingefügte Öffnungen ermöglichen "Blickbeziehungen
zwischen Architektur, Skulptur, dem Skulpturenpark und der Landschaft" (Ando).
Zum Außenbereich des Museums gehören zwei Skulpturenhöfe mit unterschiedlichen
Höhenniveaus. Ein die Ausstellungsstücke reflektierender Wasserspiegel charakterisiert
den oberen Hof, eine Kiesfläche, die den Stein auch körperlich erfahrbar macht, den
unteren.
Das in der Kunstbranche weltbekannte Künstlerpaar Kubach-Wilmsen arbeitete seit 1968 als Stein-
bildhauer in Bad Münster am Stein-Ebernburg. Die Ortswahl war gewiss nicht zufällig: Das Kurbad im
Nahetal wird von bizarren Porphyrfelsen umringt, wie dem 200 Meter hohen Rotenfels, der höchsten
Steilwand nördlich der Alpen. Das Werk der beiden Bildhauer ist eine Hommage an den Stein, den die
Künstler als Relikt einer millionenjährigen Evolution der Erde verstehen, als Gedächtnis oder "Buch"
der Naturgeschichte. Der Museumsneubau Andos ist seinerseits eine Hommage an ein einzigartiges
künstlerisches Oeuvre und dessen malerische Umgebung.
"Unverantwortlich, diese Kuhstalls - wir brauchen Steine zum
Verstecken, die spielen und fummeln mit ihnen rum..."
"Menschen haben eine lange Kindheit, Bruder, das bleibt ihnen in
den Kleidern hängen - Kindsköpfe statt Krone der Schöpfung!"
Fondation Kubach-Wilmsen
Steinskulpuren-Museum
55583 Bad Münster am Stein
Öffnungszeiten, im Sommer:
Sa, So, Feiertage 14 - 17 Uhr
Öffentliche Führung So 15 Uhr