Nicht zum Wohnen geeignet
Die Ausstellung "Bauspiele" des Bremer Künstlers ist ein paradoxer
Geburtstagsgruß. Zum Wohnen sind sie nicht da, die Pavillons und
Bungalows, die Villen, Häuser an der Bahn und säulengeschmückten
Prachtbauten, auch wenn sie aus vertrauten Materialien wie Beton, Glas
oder Ziegeln bestehen. Die Objekte ruhen auf Metallständern, hängen
an der Wand oder sind in Hohlräume der Wand eingelassen, aus der
sie sich, tippt man dagegen, herausdrehen. Zusammen bilden sie eine
Geisterstadt voll vager Reminiszenzen an "echte" Architektur, eine klein-
maßstäbliche Fake Town.
Eine apokalyptische Aura
Die skurrilen Gehäuse sind "keine Modelle für reale oder utopische Ge-
bäude" (Manz). Sie simulieren eine gänzlich unreale Architektur, treiben
ein zweckfreies Spiel mit dem, was sonst gänzlich zweckgebunden ist.
Doch zugleich entfalten sie eine eminent apokalyptische Aura, muten
wie ein modernes, gattungsgeschichtliches Memento mori an.
Warnung vor dem Untergang
Ein unproportional großer Swimmingpool, an dem das Haus wie ein
Adlerhorst klebt, ein verwaister Platz, auf dem noch die Laternen
brennen, ein Baumhaus unterhalb einer Autobahn ohne Autos - diese
unbewohnte Welt mit allen Insignien der Zivilisation wirkt wie ein
Vorgriff auf eine menschenleere Zukunft nach dem planetaren Super-
Gau, dem Kollaps des Anthropozäns. In ihr haben sich die Bauwerke in
etwas Fremdes verwandelt, in artifizielle Natur, naturhafte Artefakte.
Das Irreale einer simulierten, nicht nutzbaren Architektur wird zur
Metapher für die Irrealität einer nicht mehr genutzten Architektur nach
dem Tod des Menschen. Diese Bauspiele sind keine Spielerei, sondern
Endspiele - spekulatives Design als Warnung vor dem Untergang.
Vertrackte Miniatur-Architekturen von Joachim Manz sind derzeit im Arp
Museum Bahnhof Rolandseck zu entdecken. Der viel gerühmte Neubau des
Museums von Richard Meier feiert fünften Geburtstag; weil er ebenso wie
der klassizistische Bahnhof herausragende Baukunst darstellt, steht
Rolandseck dieses Jahr im Zeichen der - auch künstlerisch simulierten -
Architektur.